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Buchtipps - Literatur /Romane

"Ein wenig Leben" handelt von der lebenslangen Freundschaft zwischen vier Männern in New York, die sich am College kennengelernt haben. Jude St. Francis, brillant und enigmatisch, ist die charismatische Figur im Zentrum der Gruppe – ein aufopfernd liebender und zugleich innerlich zerbrochener Mensch. Immer tiefer werden die Freunde in Judes dunkle, schmerzhafte Welt hineingesogen, deren Ungeheuer nach und nach hervortreten. "Ein wenig Leben" ist ein rauschhaftes, mit kaum fasslicher Dringlichkeit erzähltes Epos über Trauma, menschliche Güte und Freundschaft als wahre Liebe.

Lila und Elena sind sechzehn Jahre alt, und sie sind verzweifelt. Lila hat noch am Tage ihrer Hochzeit erfahren, dass ihr Mann sie hintergeht – er macht Geschäfte mit den allseits verhassten Solara-Brüdern, den lokalen Camorristi. Für Lila, arm geboren und durch die Ehe schlagartig zu Geld und Ansehen gekommen, brechen leidvolle Zeiten an. Elena hingegen verliebt sich Hals über Kopf in einen jungen Studenten, doch der scheint nur mit ihren Gefühlen zu spielen.

Dieser Roman ist das einfühlsame Portrait einer nicht ganz einfachen Frau: Olive Knitteridge, eine pensionierte Mathematiklehrerin, eckt in dem Küstenstädtchen Crosby immer wieder an mit ihrer direkten, manchmal boshaften Art. Zugleich greift sie oftmals hilfreich ein in den diversen Konflikten, mit denen die Bewohner des Orts sich herumschlagen. Und auch sie selbst hat einige Probleme zu bewältigen. Da ist einmal ihr Mann, die Güte in Person, aber intellektuell eine Enttäuschung für Olive. Dann ihr Sohn, zu dem sie keine rechte Beziehung herzustellen vermag.

Ein altes Haus, eine ungesühnte Schuld und die Brüste von Tante Sonja – Louise Erdrich führt uns nach North Dakota. Im Zentrum ihres gefeierten Romans steht der 14jährige Joe, der ein brutales Verbrechen an seiner Mutter rächt und dabei zum Mann wird.  „Das Haus des Windes“ ist Gesellschafts- und Entwicklungsroman zugleich. Aus der Sicht des 14jährigen Joe erzählt Louise Erdrich realistisch und einnehmend vom indianischen Alltag im Reservat, von persönlicher und politischer Problematik, von Tradition und Identitätssuche.

Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte. So sehr wächst einem die Familie Whitshank ans Herz. Seit Generationen lebt sie in Baltimore, manche ihrer Geheimnisse treten erst spät zutage. Man wohnt alltäglichen Konflikten und mittleren Katastrophen bei, aber auch einer die Jahrzehnte überdauernden Ehe. Anne Tyler ist eine exzellente Beobachterin des Zwischenmenschlichen und schildert die verschiedenen Charaktere warmherzig und genau. Und dann ist da dieser leuchtend blaue Faden, der sich bis zum Ende des Buchs durch zieht ...

Stanisic ist ein Sprachzauberer. Das stellt er mit diesem Erzählungsband einmal mehr unter Beweis. Er schreibt von gewöhnlichen Menschen und von Außenseitern und tut dies mit ebenso viel Empathie wie Sinn fürs Komische und bisweilen Surreale. In meiner Lieblingsgeschichte versucht sich ein 77jähriger als Zauberkünstler. Er war einmal sehr beeindruckt vom Besuch der Show einer berühmten Magierin. Nun hat er selbst für das Jubiläumsfest des familieneigenen Sägewerks einen spektaluären Trick einstudiert.

Nach dem Tod seiner Frau zieht Michael aus dem gemeinsamen Haus in Wales in eine Mietswohnung in London, freundet sich mit der Nachbarsfamilie an, wird nahezu ein fünftes Familienmitglied. Bis er eines Tages, als er das Haus leer und die Hintertür offen vorfindet, eine Entscheidung trifft, die aller Leben auf einen Schlag und für immer verändert. Die New York Times hat in meinen Augen Recht mit ihrer Aussage: „Man kann dieses Buch nicht aus der Hand legen.“ So fesselnd vermag Owen Sheers die Fäden zu spinnen aus Verlust, Trauer, Freundschaft, Schuld und erdrückenden Geheimnissen.

Willkommen im Jahr 2031. Feministinnen haben die Macht ergriffen und regieren das Land, das Ökosystem der Erde ist weitgehend zerstört, der Jugendwahn greift um sich, sämtliche Auseinandersetzungen werden von extremen Gruppierungen ausgetragen, die Welt läuft aus dem Ruder ... Mitten in diesem Szenario versucht Sebastian Bürger sich seine eigene heile Welt zu schaffen. Aber dafür muss er zuerst einmal seine Frau aus dem Weg räumen. Karen Duve hat eine schonungslose Dystopie geschrieben, mal böse, mal komisch zu lesen. Nichts für schwache Nerven!  

Beer Sheva, Israel. Etan Grien, ein angesehener Neurochirurg überfährt nachts in der Wüste einen Eritreer. Er erkennt, dass dieser die schweren Verletzungen nicht überleben wird und beschließt, den Unfall nicht zu melden, sondern sich aus dem Staub zu machen. Am nächsten Tag jedoch steht die Frau des Eritreers vor seiner Tür. Sie hat Etans Brieftasche am Unfallort gefunden und macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag ...

Mit dieser äußerst komplexen fiktiven Biographie einer New Yorker Künstlerin verlangt die Autorin uns LeserInnen einiges ab. Und sie entlohnt uns reichlich. Mit einem detaillierten und kenntnisreichen Einblick in den Kunstbetrieb sowie einer Protagonistin, die man so schnell nicht mehr vergisst. Aus dem Klappentext: „Harriet Burden war als Gattin eines einflussreichen New Yorker Galeristen immer nur die Frau an der Seite eines berühmten Mannes.